Serie: Düsseldorfer OB-Kandidaten im Check Alexander Marten: "Stadt ist schuld am teuren Wohnraum"

Am 14. September findet in Düsseldorf die Oberbürgermeisterwahl statt. t-online stellt die Kandidaten vor. Dieses Mal: Alexander Marten (Einzelbewerber).
Alexander Marten ist nach eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren im Start-up-Bereich tätig. Nun möchte er Oberbürgermeister von Düsseldorf werden und geht als Einzelkandidat ins Rennen.
Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, OB werden zu wollen?
Das Verhalten von diversen Behörden ist inzwischen untragbar. Es scheint, als wenn der Organismus "Düsseldorfer Verwaltung" die Bürger als Störfaktoren ansieht und den Bezug zur Realität verloren hat – nämlich, dass sie für diese Bürger da ist und sie unterstützen und schützen soll. Das muss wieder anders werden.
Welche drei Dinge laufen gut in Düsseldorf?
Die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen, die Arbeit der Awista und die Infrastrukturerneuerung der Schulgebäude.
Was mögen Sie an Düsseldorf nicht?
Insbesondere unsere Verwaltung und deren Unwillen, Verantwortung zu übernehmen. Direkt gefolgt von der Unfähigkeit und dem anscheinenden Unwillen, "digital zu werden". Aber auch die von der Politik betriebene und geförderte Intransparenz nagt an dem guten Ruf von Düsseldorf. Ebenso ist die Verrohung der Altstadt und der damit einhergehenden Unsicherheit für die Bürger ein Problem, das immer weiter wächst, weil die Stadtführung strategielos, konzeptlos und mutlos das Thema halbherzig bearbeitet.
Wenn Sie eine Sache sofort und ohne Beschlüsse durchsetzen könnten, welche wäre das?
Mein Wunsch wäre es, dass wir viel stärkere Bürgerbeteiligungen durch Bürgerentscheide über digitale Wege ermöglichen würden – quasi ähnlich den Abstimmungen beim Eurovision Songcontest. Ein direkter, kostengünstiger und zeiteffizienter Kommunikationsweg, der es ermöglicht, die Stadt besser im Sinne der Bürger zu gestalten und dessen Ergebnis mit Verbindlichkeit für die Politik einhergeht.
Düsseldorf ist zuletzt Deutschlands Stauhauptstadt geworden: Was muss sich in der Verkehrspolitik, auch mit Blick auf den Radverkehr, ändern?
Abstellen der Diskriminierung einzelner Verkehrsmittel und Erhöhung der Attraktivität der Verkehrsmittel, die positiver bewertet werden. Es geht in einem ersten Schritt darum, dass die Stausituation dramatisch absinkt, da dies umwelt- und wirtschaftstechnisch Düsseldorf nachhaltig schadet.
Wie wird das Wohnen in Düsseldorf wieder bezahlbar?
Die Stadt ist selbst schuld an dem teuren Wohnraum – würden mehr Genehmigungen erlassen werden, würden die Preise aufgrund von Angebotsschaffung sinken. Und wenn sie dann noch selbst bauen würde, würde dieser Trend früher einsetzen und Bürger entlasten.
Wie ist Ihr Standpunkt zur Oper? Warum braucht Düsseldorf dieses Milliardenprojekt, oder wäre das Geld woanders besser angelegt?
Kultur ist eines, wenn nicht das höchste Gut der Menschen. Aber in einer Zeit, in der viele Menschen mit steigenden Mieten, schlechter Infrastruktur und Bildungsengpässen zu kämpfen haben, müssen erst einmal die Grundbedürfnisse gesichert werden. Daher kann es nicht sein, dass alle Bürger der Stadt für ein Projekt zahlen, das von einem Bruchteil dieser genutzt wird. Aber ebenso muss man zugeben, dass zu einer Landeshauptstadt Kultur (und Förderung) gehört.
Daher würde ich vorschlagen, dass wir es so machen, wie ich bei der Erziehung: Das Kind will ein Spielzeug? Dann muss es einen bestimmten Betrag dafür selbst beisteuern und ich gebe den Rest dazu. So auch hier: Eine Zweckgemeinschaft soll dazu Spenden einsammeln. Für alle zwei Euro gibt die Stadt einen aus der Stadtkasse dazu. Wie viel am Ende gebaut, saniert oder verändert wird, richtet sich nach dem gespendeten Gesamtbetrag – denn wenn nicht genug Geld zusammenkommt, ist das Interesse der Bürger, Firmen, Vereine, Mäzene wohl nur so groß, wie die Geldbeutel der Allgemeinheit.
Hinweis der Redaktion: t-online hat alle Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl angefragt. Kandidaten, die auf die Anfrage nicht reagiert haben, werden nicht berücksichtigt. Alle Kandidaten erhielten dieselben Fragen.
- Anfrage bei Alexander Marten