Düsseldorfer Schaustellerin beim Oktoberfest "Bin nicht auf der Wiesn, um Spaß zu haben"

Angela Bruch ist derzeit mit ihrer Alpina-Bahn auf der Wiesn in München. Sie bezeichnet das Oktoberfest als die Champions League der Volksfeste.
Angela Bruch ist Schaustellerin durch und durch. Spätestens Anfang März verlässt sie jedes Jahr ihre Heimat Düsseldorf – im Sommer steht für zehn Tage die Rheinkirmes vor der eigenen Haustür an – und kehrt so richtig erst am 24. Dezember wieder zurück. Die 55-Jährige kennt somit die Volksfeste im In- und nahen Ausland und sagt bei ihrem aktuellen Gastspiel auf der Wiesn in München: "Im Vergleich mit dem Fußball sind alle anderen Feste die Bundesliga – und die Rheinkirmes gehört auch zu den Top 3 der Bundesliga. Aber das Oktoberfest ist unangefochten die Champions League."
Bruch kommt aus einer deutschlandweit bekannten Schaustellerfamilie. Ihr älterer Bruder Oscar zum Beispiel wird bald wieder das Riesenrad auf dem Düsseldorfer Burgplatz aufbauen. Angela Bruch wollte beruflich zunächst einen ganz anderen Weg einschlagen. Nach dem Abitur studierte sie Jura in Bonn, dann fragte ihre Mutter Inge sie, ob sie mal aushelfen könne. Die Bitte hat noch Folgen bis heute: Das Studium wurde nach vier Semestern beendet, "und seitdem bin ich sozusagen in verlängerten Semesterferien", erzählt Angela Bruch t-online in ihrem kleinen Büro der Alpina-Bahn während der Wiesn.
Die Alpina-Bahn, es soll die weltweit größte transportable Achterbahn ohne Looping sein, ist sozusagen ihr "Schätzchen". Auf jedem der Wagen stehen Bruchs Initialen "AB". Für 2,5 Millionen Euro hatte sie ausgerechnet kurz vor der Corona-Pandemie – bevor auch die Schausteller-Welt stillstand und die Einnahmen wegfielen – neue Waggons für die nun mehr als 30 Jahre alte Alpina-Bahn angeschafft.
Alpina-Bahn kostete sie Millionen
Ein weiteres oder gar neues Fahrgeschäft wird aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr im Berufsleben der Düsseldorferin dazukommen: "Bei einer Achterbahn wie der Alpina-Bahn wäre ich heutzutage bei der Anschaffung locker im zweistelligen Millionenbereich. Sie würde mich jetzt vermutlich etwa 15 Millionen Euro kosten", sagt Bruch.
An ihre Premiere auf dem Oktoberfest kann sich Bruch derweil schon gar nicht mehr erinnern. "Es muss Ende der 80er- oder Anfang der 90er-Jahre gewesen sein", sagt sie. Während rund sechs Millionen Wiesn-Besucher jedes Jahr ihren Spaß haben, bekommt sie außerhalb ihres Wohnwagens und des Mini-Büros kaum etwas von dem Trubel auf der Theresienwiese mit.
Für die Schaustellerin sind es auch schließlich Wiesn-Tage, die gegen 8 Uhr am Morgen beginnen und in der Nacht frühestens um 1 Uhr nach der Abrechnung enden. "Aber es ist ja auch mein Job. Ich bin nicht hier, um selbst Spaß zu haben, sondern damit die Leute ihr Vergnügen haben", sagt Bruch.
Alpina-Bahn möchte auch 2026 zur Wiesn kommen
Für Bruch steht schon jetzt fest, dass sie auch im nächsten Jahr mit ihrer Achterbahn auf die Theresienwiese zurückkehren möchte. "Das Flair und die Ausstrahlung der Wiesn in die ganze Welt sind einzigartig. In jedem Kuhdorf in den USA kennt man das Oktoberfest", sagt sie. Aber auch sie muss sich jedes Jahr auf ein Neues um einen Platz bewerben und hofft, auch für 2026 wieder einen Vertrag zu ergattern.
Bruch macht keinen Hehl daraus, dass das Sechs-Millionen-Besucher-Volksfest eine lukrative Sache ist. Die 55-Jährige sagt: "Das Oktoberfest ist ein Pflichttermin, bei dem jeder ein Stück vom Kuchen abhaben möchte – so ehrlich muss man sein."
- Reporter vor Ort

